Die körperlich kranke Seele



Dann sieht es tatsächlich so aus wie der eingangs benannte „virtuelle Körper“ im Gehirn, nur dass dieser jetzt nicht krank ist sondern rein formal, rein strukturell (virtuell) gegeben ist und zudem noch (rhetorisch) formuliert ist. Wenn man nun noch die angekündigten FORMEL-WORTE so benutzt, dass sie letztlich auch eine „objektbezogene Deutung“, also eine Bewusstwerdung des zugrunde liegenden Problems herausgeben müssen, könnte man vom „virtuellen Körper“, der etwas aussagt, auch direkt als von einem virtuellen Psychotherapeuten, Lehrer, sprechen. So wird der Meditationslehrer in früheren zen-buddhistischen oder yogischen Methoden tatsächlich gesehen (man nennt dies dort die Astro-Mental-Ebene). All dies wird im Folgenden verständlicher werden, indem gezeigt wird, dass die FORMEL-WORTE selbst nach wissenschaftlichen Kriterien (psychoanalytisch, linguistisch, semiotisch etc.) verknotete Silben, Wortteile und Buchstaben sind und wie ein „inneres Sprechen“ funktionieren. Natürlich ist dann das Erscheinen des Lehrers in Form einer Art von Halluzination nicht nötig. Dies würden wir wissenschaftlich eher eine visualisierte Übertragung nennen, die aufgelöst werden muss (hinterfragt werden muss, wen und was sie wirklich bedeutet). Um nun wirklich zu erklären, wie es zu dem direkt erfahrbaren, handhabbaren „Deutungs-Objekt“ kommt, muss ich endlich das Wesen der FORMEL-WORTE darstellen.

Weitere Ausführungen und erneut ein praktischer Versuch


Nun sind wir also der Kombination von Psychoanalyse und Meditation und den angekündigten FORMEL-WORTEN schon näher gekommen. Das STRAHLT / SPRICHT stehen sich also als Grundstrebungen unserer selbst trennend / verbindend gegenüber, egal, ob wir Psychoanalyse üben oder Meditation. Denn wenn ich nun das Wesen des FORMEL-WORTES erklären werde, wird klar sein, dass es sich bei dem neuen Verfahren lediglich um eine Psychoanalyse „andersherum“ handelt und ebenso um eine neue, wissenschaftlich begründete Form der Meditation, die im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden, das Denken nicht völlig ausschaltet, sondern ein „konjekturales Denken“ ist, ein Denken in – sehr präzisen – Vermutungen. Ich will damit klarmachen, dass es sich bei der Analytischen Psychokatharsis nicht um irgendwelche halbwissenschaftlichen Psychotherapien oder um Meditationsmethoden handelt.

Die FORMEL-WORTE entsprechen exakt dem Unbewussten, von dem Lacan sagt, dass es „strukturiert ist wie eine Sprache, wie die Sprache des Anderen“. Das Unbewusste ist letztlich durch diese Kombinatorik von STRAHLT/ SPRICHT, „topologisch“, ja, man könnte fast sagen hieroglyphisch (so wie Bild-Wort-Zeichen) verfasst. Wir wissen dies insbesondere von den Bild-Wort-Zeichen des Traums, den ja Freud als die via regia zum Unbewussten bezeichnet hat. Aber auch bei einfachen Versprechern kann man dies beobachten. So erzählte einmal Heinrich Heine die Geschichte eines Mannes, der mit seiner Bekanntschaft des reichen Baron Rothschilds prahlen wollte. Er wollte sagen, dass er mit ihm wie „familiär“ verbunden sei, sagte aber: „ich bin mit ihm so „famillionär“. Die Wahrheit, dass es doch die Millionen sind, die ihn faszinierten, rutschte so aus dem Unbewussten heraus. Wie im „famillionär“ eine Mehrfachbedeutung steckt, so auch in den FORMEL-WORTEN, die aus drei oder mehr bildhaften Bedeutungen (Vorstellungen) bestehen, jetzt aber umgekehrt wie der Versprecher im obigen Beispiel benutzt werden, nämlich konstruktiv. Indem das FORMEL-WORT nur eine Formulierung bildet, obwohl eine Mehrfachheit an Bedeutungen in dieser Formulierung, in diesem Wort-Zug des FORMEL-WORTES steckt, weckt es das Unbewusste. Das heißt, dieser eine Wort-Zug hat mehrere Schnittstellen, und liest oder spricht man ihn von jeweils einer anderen Schnittstelle aus, kommt immer eine andere Vorstellung heraus, genau so also, wie in dem oben genannten Beispiel: man kann familiär, Millionär oder eben „famillionär“ heraushören.


................................fa     mil      i            är................... Hier wird die Vielschichtigkeit dreier Bedeutungen entsprechend ih-
........................................mill     i   on     är................... rer klang-bildlichen Struktur unter einander geschrieben. Durch den
................................fa    mill     i   on     är................... Gleichklang mancher Stellen entstehen Verrutschungsmöglichkeiten.


So manches kleine Ding wurde durch die richtige Art Werbung groß gemacht.

Mark Twain

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