Die körperlich kranke Seele



Die Verwendung dieses schlechthin Symbolischen, komplex Worthaften verbindet sich also mit dem anderen Teil des Unbewussten, dem mehr virtuell Bildhaften zu einer geradezu idealen Kompaktheit, Festigkeit, ja, fast müsste man sagen: es verknotet, verdichtet, verdeutlicht sich dazu. Deswegen könnte man es in Gegenüberstellung zum Übertragungs-Objekt der klassischen Psychoanalyse ein „Deutungs-Objekt“ nennen. Es nimmt Bedeutung an, Deutung, die Sinn vermitteln kann. Wenn die gerade erwähnte Vorübung etwas Wesentliches vermittelt hat, dann ist es nicht nur so etwas wie ein Entspannungsgefühl, sondern auch eine Art von Geometrie, noch besser Topologie, also eine elementare, direkt erfahrbare Struktur, die zu einem „Deutungs-Objekts“ werden kann. Auch das früheste Tasten und auch alle anderen frühesten Wahrnehmungen werden nach der gleichen Art, nämlich ur-strukturell, „topologisch“ im Psychischen organisiert, gespeichert oder verarbeitet. Deswegen meinte ich, ist es besser statt vom Schautrieb einfach direkt nur vom ES SCHAUT, ES STRAHLT zu sprechen, von etwas, das wie eine Wahrnehmungsstrebung, wie Wahrnehmungslinien in uns ein und von uns ausgeht. Bei der primärsten Art der Wahrnehmung ist das Geschaute und das SCHAUEN noch sehr ähnlich. Man kann dies z. B. ganz gut beim sogenannten „Blindsehen“ (Neglect-Syndrom) verstehen. Personen, deren Sehrinde im Gehirn zerstört ist, können trotzdem mit dem Rest des Gehirns noch „sehen“, obwohl das Bild auf der Netzhaut und im Gehirn nicht mehr verarbeitet werden kann. Sie „sehen“ rein gefühlsmäßig oder besser: sie „sehen“ mit dem, was im Gehirn den Dingen außen irgendwie identisch ist, sie „spiegeln“ einfach neurologisch, virtuell. Es findet ein STRAHLT statt, aus dem diese Patienten Informationen der Umgebung entnehmen. Für die Analytische Psychokatharsis genügt es, dass es einfach bei diesem STRAHLT bleibt und nichts sonst „visualisiert“ oder „gesehen“ werden muss. Es hat Objektcharakter und kann im Zusammenhang mit dem SPRICHT klare Bedeutung annehmen.

Dieses STRAHLT wird in der Meditation (oft im Mittelpunkt stehend) meist mit mystisch, mythischen Ausdrücken wie „Licht“ bezeichnet. Es hat aber absolut nichts mit Licht wie wir es wissenschaftlich verstehen zu tun und solche Ausdrücke sind daher nur verwirrend. Denn es geht ja wie gerade beim Neglect erwähnt nicht um ein wirkliches Sehen, sondern um ein „Sehen“ in Anführungszeichen, um ein unbewusstes Wahrnehmen, ein Erfühlen, geometrales, topologisches Erfassen. So ein Begriff wie der des (inneren) „Lichts“ sind vielleicht poetisch schön, verführen aber zum Beispiel zu visuellen Imaginationen, die nicht nötig sind und schaden. Ich werde dazu noch genauere Hinweise bringen.

Auch der andere Teil der „Deutungs-Objekts“, das Worthafte, der Sprechtrieb, Entäußerungstrieb, ist somit etwas anders zu verstehen, als nur ein Trieb, ein Drang zu Sprechen. Es ist vielmehr um eine allgemeine Strebung zur symbolischen Äußerung, Entäußerung gemeint, ein ES (etwas Objektartiges) , das SPRICHT. Einen derartigen Trieb, eine derartige Strebung, sich sprachlich zu entäußern, gibt es beim Tier nicht (auch für die Wahrnehmung, für das STRAHLT gilt dies, es besteht eine ganz andere Art der Visibilität beim Menschen als es die Wahrnehmung beim Tier ist). Das SPRICHT verdichtet, ja, vollendet aber die Deutung. Es gibt der bedeutenden Erscheinung des STRAHLT - vor allem im Zusammenhang mit den FORMEL-WORTEN - eine wirklich klare Deutung. Nochmals ein kleines Schema, das wieder diese grundlegende Struktur darstellt (Abb. 2).

Nichts gewagt, ist nichts gewonnen.

Unbekannt

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