Die körperlich kranke Seele


Schautrieb (Wahrnehmungstrieb, Es Scheint) und Sprechtrieb (Entäußerungstrieb, Es Verlautet), STRAHLT und SPRICHT sind also ständig unbewusst in uns verknüpft. Je unbewusster und fehlerhafter diese Verknüpfung ist, desto mehr kommt es eben zu psychosomatischen oder auch rein seelischen oder sonstigen Beschwerden. Dabei spielt natürlich auch die Art, wie die Objekte der Außenwelt (dazu gehören auch menschliche „Objekte“) in diese Verknüpfung einbezogen sind, eine große Rolle. Um nicht zu sehr in der Theorie stecken zu bleiben, werde ich gleich vorschlagen zwei praxisbezogene Übungen machen. In diesen Übungen wird die Erfahrung des STRAHLT mit der des SPRICHT durch die Verwendung sogenannter FORMEL-WORTE verbunden, deren Wesen ich im weiteren erklären werde. Durch diese praktische Verbindung erreicht man eine Erneuerung der unbewussten und fehlerhaften Verknüpfung eben in Form dessen, was ich eine „analytische Psychokatharsis“ nenne.

Für dieses Verfahren benütze ich außer dem schon oben erwähnten psychischen Übertragungs-Vorgang (der Analytiker selber ist das ideale Übertragungsobjekt und der Vorgang selbst stellt ebenfalls diesen STRAHLT / SPRICHT – Komplex dar) noch ein anderes wichtiges Element der Psychoanalyse: das Wiederholungsgeschehen. In der Psychoanalyse gehen wir davon aus, dass im Unbewussten ein ständiger Zwang zu Wiederholungen besteht (die oben genannten Konflikte und Kombinationen der Triebkräfte werden ständig unbewusst wiederholt, auch darin spiegelt sich der STRAHLT / SPRICHT – Komplex wieder). Dagegen wird z. B. in anderen psychotherapeutischen Verfahren wie etwa dem autogenen Training oder der Meditation eine bewusste Wiederholung eingesetzt: die Wiederholung durch Üben, die Lern-Wiederholung.

Diese (die meditativen Methoden) haben für sich allein genommen den Vorteil, dass sie praxis-, also auch körpernäher sind (was wir ja eingangs gewünscht haben), dafür aber den Nachteil, dass sie viel zu sehr vom Bewussten oder besser: Gewussten, also schon vorgegebenen Sinn, Thema, Gedanken ausgehen. Sie haben eine schon zu sehr bestimmte Form. Sie sind zwar einfacher zu verstehen, sind bildhafter, plastischer, anschaulicher, virtueller (mehr auf das STRAHLT bezogen), und sie sind also auch praxisnäher, vernachlässigen aber das von der Psychoanalyse für so wesentlich und wichtig angesehene und mehr worthafte, symbolbezogene, rhetorische (das SPRICHT), aber eben doch noch weitgehend unbestimmt belassene Unbewusste. Diesen wichtigen Aspekt kann man gar nicht genug betonen. Dennoch – gerade wegen der Praxisnähe – werden wir uns auch auf diese meditativen Methoden stützen. Bevor wir jetzt zu den Übungen kommen noch eine kurze Zusammenfassung des bisher Gesagten.

Naturwissenschaften wie etwa die Neurowissenschaften, aber auch die Religionen und Philosophien genügen nicht mehr für das Verständnis von seelisch-körperlicher Krankheit und deren Behandlung. Was die wissenschaftliche Verständnisseite angeht, eignet sich hierfür ideal die Psychoanalyse. Was die mehr praktische, die Behandlungsseite angeht, empfehlen sich meditative Übungsverfahren. Auf den ersten Anhieb scheinen sich aber therapeutische Methoden wie die Psychoanalyse und die Meditation (z. B. autogenes Training) total zu widersprechen. Aber es genügt jedoch schon eine einfache Betrachtung, um zu sehen, dass beide doch das gleiche betreffen und sehr ähnlich sind: So hört der Analytiker mit - wie Freud es nannte - „gleichschwebender Aufmerksamkeit“ seinem Patienten zu, während in der Meditation der Übende selbst mit ebenso schwebender Aufmerksamkeit in sich hineinhorchen muss. Genau so entsprechen die „freien Assoziationen“, die freien Einfälle in der Analyse, dem freien Auftauchen von Einfällen in der Meditation, insofern diese durch eine einfache Anleitung geführt werden. Lediglich in dem therapeutischen „Geführt-werden“ besteht ein Unterschied. Denn der Analytiker ist während der Anwendung des psychoanalytischen Verfahrens viel mehr persönlich gegenwärtig (als Übertragungs-Objekt und als Deuter), während in der Meditation die physische Person des Lehrers in den Hintergrund tritt. Hier findet die Übertragung sozusagen in den reinen virtuellen Raum hinein statt.

Gute Geschäftsinhaber schaffen eine Vision, artikulieren die Vision, bekenn sich leidenschaftlich zur Vision, und treiben sie unaufhörlich bis zur Vollendung.

Jack Welch

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