Die körperlich kranke Seele



Kurz noch einmal: wir konzentrieren uns in dieser zweiten Übung auf etwas in uns, das einem SPRICHT gleichkommt, das kein geheimnisvolles Raunen ist, sondern etwas, das uns kon-zentriert, d.h. zusammenzieht auf etwas Ureigenstes von uns selbst, das „Echo des Diskurses“ in uns selbst. Vielleicht sollte ich es am treffendsten ein ES VERLAUTET nennen, weil es so für die meisten Menschen am einfachsten zu verstehen und zu realisieren ist. In der Informatik spricht man hier vom „weißen Rauschen“, das aber - insofern es sich um den unbewussten Hintergrund handelt - für uns wichtiger ist als das bewusste Rauschen der Information! Es soll ja das Unbewusste klar werden und nicht das Gewusste. Man muss dabei nicht auf etwas achten, das von irgendwoher zu hören wäre, sondern dieses SPRICHT, VERLAUTET (nach Freud könnten wir auch sagen: der Primärvorgang des Sprechtriebes) ist immer durch eine Sammlung in Ruhe als solches wahrzunehmen und vermittelt sofort das Gefühl eines inneren Haltes, einer Orientierung, Lotung, vermittels der Resonanz des eigenen Sprech- und Hörsystems. Es ist, als könne man wie von der Ferne her etwas vernehmen, als käme das Echo der eigenen Gedanken in Form eines gebündelten Klang-Stroms zu einem zurück. Nochmals: Es geht nicht um ein „Stimmenhören“, sondern im Gegenteil um eine Konzentration, als könnte man gerade das sich hinter der extremen Ruhe, das sich von der absoluten Stille Abhebende vernehmen als den Sinn eines – wie Freud dies nannte – Urverdrängten. Es gibt einen „Ton“, auf den man sich konzentrieren kann. Auch diese Übung dauert etwa 10 min. Für beide Übungen zusammen genügen also etwa zwanzig Minuten, und ihr Ziel ist, dass sie sich kombinieren in einer eigenen Erfahrung des Unbewussten.

Nach einiger Zeit des Übens stellt sich tatsächlich etwas Derartiges ein, wie ich es im Umschlagsbild vermittelt habe: Eine Durchschlingung zweier Ur-Kräfte, -Triebe, -Bewegungen, die durch ihren worthaften, analytischen und den kathartischen Anteil eine immer mehr einheitliche Erfahrung und Aussage vermitteln. Das Erlebnis der Psychokatharsis (der Erhebung, des Rieselns, oder auch einer Art Freude, Erleichterung, Entspannung) zeigt meist einen Kulminationspunkt an, an dem man die Übungen wieder beenden kann – was vielleicht besser ist, als sich nur an strikte Zeitvorgaben zu halten. Trotzdem sollte mehr als eine halbe Stunde am Tag nicht nötig sein, um dieses Ergebnis zu haben.

Ich glaube, es ist besser, bei der Wahrheit zu bleiben, statt zu lügen. Ich glaube, es ist besser frei zu sein, als ein Sklave. Und ich glaube, dass es besser ist, wissend zu sein, statt ignorant.

H.L. Mencken

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