Meditation Wissenschaft

Meditation, egal ob aus fernöstlichem Kultrurkreis oder aus westlicher Religion

Meditation Wissenschaft

stammend, ist immer noch mit einem mystischen Schleier umgeben. Dabei ist schon die Art, wie man von Meditation spricht, ganz entscheidend auch für das, was sie beinhaltet. In diesem Buch wird versucht, aus einem wissenschaftlichen, psychoanalytischen Sprechen von Meditation am Ende zu etwas zu kommen, das selbst Meditation ist. Besser: wo man selbst nur noch einen kleinen Sprung tun muß, um die Differenz von Meditation / Wissenschaft in sich selbst als überwunden zu erfahren.

Im ersten Teil des Buches werden verschiedene Meditationsformen beschrieben und kritisch dargestellt. Stets wird aufgezeigt, daß die Psychoanalyse mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zur Meditation aufweist. So entwickeln sich wie von selbst Begriffe wie die Ur-Übertragung und das "konjekturale Denken". Aus der Psychoanalyse ist der Begriff der Übertragung bekannt, Der Patient überträgt unbewußt Bedeutungen auf den Analytiker, die mehr mit den eigenen Verdrängungen als mit diesem selbst zu tun haben. Indem der Analytiker sich jedoch als Übertragungsobjekt verstehen kann, hat er die Möglichkeit diese Übertragungen zu deuten und aufzulösen. In der Meditation sitzt man aber mit dem Nichts um einen herum alleine da, und muß nach und nach diese verjährten oder verschobenen Bedeutungen dahin übertragen. So kann man von Ur-Übertragung sprechen.

Andererseits hat bereits Freud eine Ur-Verdrängung beschrieben, die der üblichen Verdrängung vorausgeht. Diese Ur-Verdrängung ist nichts anderes als die noch in sich selbst zersplitterte, ungesteuerte Wahrnehmung. Sie ist Primärvorgang des Schautriebs, uferloses Schauen, ein ES STRAHLT. Eben dies wird in der Meditation oft als "Licht" meditiert und stellt in viele Systemen einen der Grundprinzipien der Meditation dar. Nunmehr verstehen wir auch, was die Ur-Übertragung ist. Sie ist von der Meditation her genau so gut zu verstehen, wie von der Psychoanalyse. In der Meditation wird oft vom "inneren Laut" oder "Klang" gesprochen, auf den man sich konzentrieren muß. Man muß versuchen, in dem - gerade oben so genannten - Nichts etwas zu vernehmen. Es ist, als wäre die Deutung des Analytikers schon irgendwo da, als wäre der "Laut" ein ES SPRICHT, in das man sich nur einfügen müßte. Tatsächlich ist das SPRICHT ein guter Begriff für das Unbewußte in der Psychoanalyse. Indem der Patient "frei assoziiert" und der Analytiker deutet, findet ein ES SPRICHT im vollen Sinne statt. Und all diese Zusammenhänge von einem STRAHLT / SPRICHT sind letztlich durch psychoanalytische, linguistische und andere wissenschaftliche Grundannahmen gut zu erhärten. Sie ruhen auf knappen Formulierungen, die die Formel für ihre Ausgestaltung in sich selbst enthalten.

Aus der lateinischen Sprache lassen sich derartige - nunmehr FORMEL-WORTE genannten Formulierungen leicht finden. Sie spiegeln Ur-Verdrängung und -Übertagung in sich wieder, indem sie von verschiedenen Stellen aus gelesen verschiedene Bedeutungen haben. Werden sie zu einer Dreiheit von Übungen verbunden, könnten wir tatsächlich von einer psychoanalytishen Art der Meditation sprechen, klänge diese Ausdrucksweise nicht zu widersprüchlich. So ist es richtiger vom "konjekturalen Denken" zu reden, das dem Wesen dieses Verfahrens besser entspricht.

Meditation / Wissenschaft, Dr. Günther von Hummel; bestellen:

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