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Willkommen bei Konjekturales Denken

Kurze theoretische Abhandlung und Einführung in die Praxis des von Dr. Günter v. Hummel entwickelten psychotherapeutischen Verfahrens.

 

Einführung

Fast jede körperliche Krankheit hat auch einen Aspekt, der mit dem Nervensystem, der Psyche, dem Unbewussten oder wie man es auch immer nennen will, zu tun hat. Da sämtliche körperlichen Funktionen in Gehirnfunktionen „gespiegelt“ werden,[1] haben Ärzte behauptet, es gebe bei jeder Krankheit einen entsprechenden „Herd“ im Gehirn, der an der Krankheit mitwirke. Rein naturwissenschaftlich ist solch ein „Herd“ nie gefunden worden, aber man könnte es sich gut so denken, wenn man sich psycho-somatische Störungen anschaulich vorstellen will. Vielleicht ist der Begriff „Herd“ nur zu mystisch, nur zu sehr vereinfacht, denn es handelt sich wie gerade in Fußnote 1 erwähnt um die Mitwirkung „spiegelnder“ Nervenzellen oder seelischer „Spiegelungen“, die man nicht messen kann. Vielleicht ist es doch am besten – so wie der Begründer der Psychoanalyse S. Freud esthink man getan hat – von einer reinen unbewussten Struktur, vom  Unbewusstem als solchem, zu sprechen, das wir uns vorerst einmal in einer unbestimmten Form einfach so denken müssen, ohne uns auf irgendeine Neurologie oder rein akademische Psychologie zu stützen.

In meinem Buch „Meditation / Wissenschaft“  habe ich versucht, eine derartige möglichst unbestimmt belassene Struktur des Unbewussten zu beschreiben und Theorie und Praxis eines neuen therapeutischen Verfahrens dargestellt. Denn was nützt die beste Theorie, wenn sie nicht in ein praktisches Behandlungsverfahren mündet. Dieses Verfahren habe ich einerseits von der Psychoanalyse abgeleitet, die heute das am besten wissenschaftlich ausgearbeitete Rüstzeug für ein solches therapeutisches Verfahren liefert. Andererseits aber sind auch Methoden ähnlich dem autogenen Training oder andere herkömmliche Entspannungs-, bzw. Meditationsverfahren einbezogen, die die praktische Seite mehr betonen. All diese letzteren Methoden haben für sich allein genommen den Nachteil, dass sie viel zu sehr vom  Bewussten oder besser: Gewusstem, also schon vorgegebenen Sinn, Thema, Gedanken ausgehen. Sie haben eine schon zu sehr bestimmte Form. Sie sind zwar bildhafter, plastischer, anschaulicher und wie gesagt auch praxisnäher, vernachlässigen aber das von der Psychoanalyse für so wesentlich und wichtig angesehene und mehr worthafte, symbolbezogene, aber eben doch noch weitgehend unbestimmt belassene Unbewusste. Worthaft heißt: Es sagt sich etwas im Unbewussten, es handelt sich nicht um eine Gegebenheit, eine Art unbewusster tiefer Empfindung, seelischer Erfahrung, um ein psychisches Sein oder Ähnliches. Es geht also vielmehr um Bedeutungen, um Symbolisches, um etwas, das sich in uns mitteilt, das sich ausdrücken will oder besser: das dazu zum Aussprechen drängt. Es ist bereits artikuliert, also schon fast sprachlich verfasst, bleibt aber weitgehend unbestimmt, schwer fassbar, drängt eben unbewusst nach außen.

Warum muss man so wissenschaftlich und in doppelter Weise (Psychoanalyse auf der einen Seite, Entspannungsmethoden auf der anderen) vorgehen? Wird dadurch nicht alles sehr kompliziert? Ja, aber wir können uns heutzutage einfach nicht mehr auf nur plausible, glaubensmäßige,  jedoch nicht wirklich bewiesene Verfahren einlassen. Eine Hilfe für psychosomatische Leiden (Leiden, die körperlich sich auswirken, aber seelische Ursachen haben) muss sich auf eine derart wissenschaftlich ausgearbeitete Theorie wie die der Psychoanalyse stützen und muss auch eine damit in ganz klarem Zusammenhang stehende Praxis (Entspannungstechnik) herstellen können. Deswegen bedarf es auch ein bisschen intellektueller Anstrengung. Diese hat dann nämlich den Vorteil, dass man wirklich weiß, was man tut und sich ganz sicher darauf verlassen kann, weil das Verfahren bis in mathematische Zusammenhänge hinein konsistent bleibt.

Es gibt also – und so ist es auch von Freud konzipiert worden - zwei Teile das Unbewussten: einer ist und bleibt in seinem Kern weitgehend unbewusst, er ist ursprünglicher und bildhafter und erinnert so an die gerade oben erwähnten meditativen Methoden (obwohl er auch Bestandteil der analytischen Theorie ist und – wie ich später zeigen werde - von Freud Schautrieb genannt wurde). Der andere Teil ist so wie ich es ebenfalls gerade beschrieben habe mehr worthaft (von Lacan Sprechtrieb genannt), und kann über die Deutung von Träumen, über die Interpretation der so genannten „freien Assoziationen“ oder über die Erfahrung und Deutung von Fehlleistungen und Versprechern bewusst gemacht werden. Die Frage ist nun: wie sind diese beiden Teile des Unbewussten in dem von mir angekündigten Verfahren verbunden? Wie kombiniert man etwas, das man wie eine Meditation zu Hause praktizieren kann, mit der exakten Wissenschaft vom psychoanalytischen Unbewussten? Wie beschäftigt man sich mit diesem ersten, bildhaften, tiefer unbewussten Teil ohne den zweiten, worthaften, zu vernachässigen und umgekehrt: wie kann man noch von Psychoanalyse sprechen, wenn man etwas für sich selbst übt und ein Analytiker gar nicht mehr dabei sitzt? Wie kann man noch von Meditation sprechen, wenn diese betont intellektuell thematisiert wird?

Kurze Inhaltsbeschreibungen zur Literatur finden Sie links unter 'Eigene Publikationen'

Die Literatur können Sie beziehen über:


[1] Neurologisch spricht man heute von „Spiegelneuronen“, d. h. Nervenzellen, die spiegelbildliche Vorgänge verarbeiten und so auch im Gehirn eng verbunden sind. Psychologisch entspricht dies dem „Spiegelstadium“, das um den 18. Lebensmonat herum das Ich in Form erster selbstreflexiver Bilder entstehen lässt.

Je härter ich arbeite, desto mehr fällt mir das Glück in den Schoß.

Samuel Goldwyn

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